Sehen

sehen

Ferdinand Freiherr von der Ferne

sehen, betrachten, blicke tauschen,
in seelen eintauchen,
spüren wie berührung sich darbietet,
wie arme sich ausbreiten, leicht –,
und hände abstreifen, das zinnoberrote kleid.

von warmer zimmerluft umhüllt ist der nahezu nackte frauenkörper.

die langen wasserstoffblonden haare
werden aus den kunstvoll gewirkten flechten gelöst
und fallen schwer an dem vollschlanken frauenkörper herab.

hautfarbene nylonmaschen bedecken die beine –,
und diese brüste –
formvollendet wie aus alabaster geformt –,
lassen sich sehen.

das macht es ihm leicht!

er selbst ist gänzlich nackt.
die umarmung ist gekommen.

der feste griff in die volle linke brust
entlockt den ersten aufschrei.

zungen und lippen im wilden, feuchten austausch von gabenverteilung,
werden nicht satt.

hände streicheln über weiche haut,
pressen den körper des anderen an den eigenen,
greifen ins feste fleisch bis zum schmerz.

liegend, getragen von den dicken, weichen fasern des teppichs –
sie auf ihn.

wie sie leckt, unentwegt über sein gesicht,
bis es kühlt beim trocknen.

ihre zunge in seinem mund,
seine hände fest auf ihrem prallen hintern,
verursacht fleischlich hart werdendes verlangen.

der fieberhafte traum des ideals,
das der wirklichkeit vorangeht, erfüllt sich:
mit verdrehten augen sehen,
wie ihre augen feucht werden –
ihre stöhnlaute gleichen einem weinen.

jetzt, wo sie auf dem rücken liegt
und ihre beine sich weit spreizen,
schreit sein begehren,
zieht seinen mund hin, herunter
auf die weit auseinanderklaffenden, entblößten lippen.

nicht sinnsuche hier unten, nicht sinnsuche, nein! –;
der ungezügelte trieb zu schmecken und auszukosten,
die säfte der wollust –
ist alles – nichts weiter,
aber doch – es geht weiter, schmeck es!

die haut die ich-düfte absondert,
gibt der nase weiteren drang ein –
zu erforschen, diese –,
mit zunge, mit lippen –
und das riechorgan geht voran,
gleitet über jegliche fläche,
spürt auf, die herrlichen wölbungen,
weich und reizbar,
so wie die tiefsten und dunkelsten vertiefungen,
höhlungen, höhlen –
die noch viel reizbareren.

und immer kommen lippen und zunge sogleich nach und kosten.
kosten und schmecken –
sich dennoch niemals satt...

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