Sehen
Sehnsucht nach Auflösung
Das Flüstern weiblicher Beine
beschwört gespaltene Krötenzungen
aus Asphaltspalten herauf,
deren Mäuler Gedärme
aus schönen Schwanenhälsen ziehen,
die dicht dabeistehen,
und die Windkrafträder am Horizont
leuchten und zeigen einen gelben Hintergrund,
weil sie sich gegen den Sinn drehen,
obschon sie völlig entgegengesetzt programmiert sind,
von den beflissensten Arbeitern des Herbstlandes,
des Landes,
in dem keine Monde am Himmel stehen;
nicht einmal tagsüber,
und auch nicht zum Ende des Frühlings,
wo die korpulenten Mädchen
zur Sommersonnenwende im Oval tanzen
und sich so wertvoll wähnen
wegen ihrer physischen Präsenz;
doch das höchste ihrer Gefühle
sind ihre Euphorien der Einbildung,
die keine Obsessionen in Realphysis zulassen,
sondern reindeutschrot aufflammen
und sogar lateinische Ferse aufsagen können,
denn die Priester,
die sie lehrten,
haben ihnen eine alte Schule angedeihen lassen,
in die auch ihre Kameradinnen tief eintauchten,
bis auf den Grund
des trüben Wassers der Erleuchtung,
wo alles sich offenbarte,
nur die Erkenntnis nicht,
denn ihre Kameradinnen waren physisch nicht korpulent,
sondern psychisch labil,
und von daher kam das Dilemma
der Unklarheit und des vielfachen Widerspruches,
weil nichts gewonnen werden wollte,
und so kamen plötzlich
noch weitere Individuen ins Geschehen,
die sich nicht nur stark und hässlich,
sondern auch männlich ausnahmen,
und feindlich ausgerichtet waren –
und was ganz klar zu erkennen war,
denn in ihren Gesichtern
schimmerte eine Banalität des Bösen,
die sie durch Gesten schaurigen Rüttelns
von Zauberrasseln,
die sie in Händen hielten,
zu erkennen gaben,
und eine Apotheose
der kriegerischen Auseinandersetzung
wurde nun unter allen Beteiligten zelebriert,
was zur Folge hatte,
dass die Komplikation dieser Leichtigkeit
und das Grauen dieser Tristesse
an Beschaulichkeit kaum zu überbieten war,
und die korpulenten Mädchen
kopulierten sogleich aus freien Herzen
und Stücken
mit den stark und hässlich sich ausnehmenden,
männlichen Individuen,
um sogleich festzustellen,
dass sie in ihrer Einschätzung richtig lagen,
wonach sie gemeinschaftlich zuvor mutmaßten,
dass nach ihrem Dafürhalten
diese männlichen Individuen
trotz ihres so starken und hässlichen
äußeren Erscheinungsbildes,
bei Kopulationen jedoch
in eine Agonie von verstörender Sehnsucht
nach Blutstillung verfallen
und sich ihnen auf eine Art hingeben würden –
eine für sie so überaus befriedigende Art –
und eben genauso wie es dann auch gekommen ist –
und nur ihren nicht korpulenten
und psychisch labilen Kameradinnen
ist nichts gekommen
und nichts widerfahren,
denn sie standen nur da,
mit ihren schneeweißen Hälsen,
die unbefleckt blieben wie ihre Schuld,
und die Verzweiflung des Verlangens
einer jeden von ihnen
breitete sich über die gesamte Region
des Herbstlandes aus,
was in der Folge keineswegs
einen Ausbruch von schamlosen Tätlichkeiten hervorrief,
sondern nur still,
jede für sich,
etwas ausstrahlte,
wovon niemand imstande war,
sich einen Begriff zu machen:
die Unheilbarkeit der Sehnsucht
nach Auflösung.