Sehen
Stich in der Brust
Tut ja gar nicht weh,
sagte das Kind.
Wieviel Jahre sind dahin?
Wie Wolken.
Ein Schmerz trifft auf einen zweiten.
Früchte reifen heran wie Illusionen.
Fallen herab,
liegen da,
warten.
Illusion will immer zur Gewissheit werden.
Heranwachsen zu dem,
was sie gesehnt.
Was willst du,
fragt die Sehnsucht?
Erfüllung aus dem Schmerz heraus!
So spricht die Illusion,
die längst schon verloren hat,
das, was ihr im Traum erschien.
Es geht nicht mehr sprechen
über das Zerbrochene,
was war.
So schön wie nichts anderes.
Ein Zurückschauen auf Zeiten voller Erfüllung,
auf die Zeiten,
wo pralle Brüste wie Trauben
über dem Mund sich darboten,
wo seidenweiche Bettwäsche
Körper einhüllten,
die sich zusammentaten,
ganz eng beieinander.
Wo Gesagtes einerlei war.
Wo Träume ihre Erfüllungen fanden,
die wie ein Versprechen eingelöst wurden,
und die festgehalten werden konnten –
für einige Ewigkeiten.
Wo sagenhafte Gesten getan,
und wie Opfer dargebracht wurden –
in körperlichen Zelebrationen.
Wo gegenseitige „Für immer und ewig!“ gesagt wurden,
und Zuversichte fest verwurzelt
in Herzen sich einpflanzten.
Wo Hand in Hand ein Weg gegangen wurde,
der gemeinsam gegangen werden wollte –
zwei Gefährten,
das Leben zu zweit leben,
und niemand sollte dieses Bündnis je anzweifeln.
Wo Tränen und Wunden gegenseitig geleckt wurden,
und Freudentränen in Trinkgläsern aufgefangen wurden
um sie zu trinken!
Wo kleine Wünsche sofortige Erfüllung erblicken.
Wo der Himmel sich auftat
und keine Abgründe vorhanden waren.
Wo Nacktheit sich als ein Gegenteil von Scham zeigte.
Wo geliebt wurde –
körperlich und darüberhinaus!
Körperlich bis zur seligen Erschöpfung,
bis zur Sättigung –,
und die Ekstasen von lauten Schreien,
Stöhnen und Ausrufen begleitet.
Wo keine Illusion aufkam,
weil alles – alles so real war!
Doch die Illusion erschien dann doch –
eines Tages.
Wenn doch wäre, etwas –,
das macht,
daß verstehen würde,
das Eine das andere.
So wäre Zuversicht.
Es würde Illusionen neu beleben.
Bauen,
auf das Ideal,
das immer dastand wie ein Denkmal,
das lebendig werden,
Schmerzen spüren,
leben und lieben würde.