Sehen
Synapsen-Sklave der Lust
Ist Liebe, Lust, Leidenschaft und Sex
nur ein chemischer Kurzschluss im Gehirn?
Ein Funke aus Dopamin, Serotonin und Oxytocin,
der zündet, lodert und erlischt wie ein Streichholz in der Nacht?
Bin ich nur ein Sklave meiner Synapsen,
ein Marionettenpüppchen, dessen Fäden aus Neuronen gesponnen sind,
gezogen von unsichtbaren Händen der Evolution?
Jetzt liege ich in meinem Bett,
die Decke schwer wie Blei auf meiner Brust,
und Liebe, Lust, Leidenschaft und Sex
sind nur hohle Worte ohne Sinn,
Echos in einem leeren Raum, wo einst Feuer tanzte.
Bin ich jetzt chemisch ausgebrannt,
ein Reaktor, dessen Brennstäbe verglüht sind,
und nur Asche zurücklässt in den Windungen meines Schädels?
Bin ich jetzt nur ein Sklave eines fehlenden Hormons,
eines Mangels, der mich in die Knie zwingt,
wie ein Auto ohne Benzin am Straßenrand?
Kann ich mir eine Spritze Testosteron verschreiben lassen,
eine Ampulle Adrenalin, um das Herz wieder rasen zu lassen?
Oder vielleicht ein Pillchen Endorphin,
um die Leere mit künstlichem Glanz zu füllen?
Ist Liebe doch käuflich? Ein Produkt der Pharmaindustrie,
erhältlich in jeder gutgeführten Apotheke,
verpackt in Blisterfolie, mit Beipackzettel voller Warnungen:
„Nebenwirkungen können Abhängigkeit, Herzrasen und Illusionen umfassen“?
Und was, wenn ich schlucke, was sie mir reichen?
Wird dann die Flamme neu entfacht,
oder bin ich nur ein weiterer Konsument in der Kette,
ein Junkie der Biochemie, der nach dem nächsten Fix giert?
Ist das der Preis der Menschlichkeit –
dass wir uns selbst reduzieren auf Moleküle und Rezeptoren,
und vergessen, dass jenseits der Chemie vielleicht ein Funke Seele glimmt,
der sich nicht spritzen lässt, nicht kaufen, nicht messen?
Doch hier liege ich, starre an die Decke,
und frage mich: Wenn alles Chemie ist,
warum fühlt sich diese Leere dann so verdammt real an,
so unheilbar, so unendlich?
Bin ich am Ende doch mehr als meine Synapsen –
oder nur ein Narr, der sich das einredet,
um nicht in den Abgrund zu fallen?