Sehen

Tanz der Illusionen

Charles Haiku

Ihr wart ein schönes Paar, so harmonisch vereint,
Sie klein und zierlich, voller Geschmack und Glanz,
Er kraftvoll, sympathisch, mit sanften braunen Augen,
Die Wärme versprachen in jedem stillen Blick.
Doch jedes Mal, wenn wir euch zusammen sahen,
Im Kreis der Freunde, die sich besuchen und lachen,
Die speisen und feiern in fröhlicher Runde,
Gute Gespräche führen, tief und erhellend,
Und tanzen zu guter Musik, die die Nacht erfüllt,
Mit Rhythmen, die Herzen und Füße vereinen.
Jedes Mal habt ihr eine neue Stufe erreicht,
Der gegenseitigen Pein, die höher und höher klettert,
Wie eine Leiter aus Dornen, schmerzhaft und steil.
Ihr habt euch gestritten, laut und erbarmungslos,
Euch beleidigt mit Worten, scharf wie ein Messer,
Der eine schwieg vorwurfsvoll, eisig und stumm,
Während der andere lamentierte, endlos und wild,
In Wellen der Wut, die den Raum überschwemmten.
Ich habe mich gefragt, ob das lange so gut gehen kann,
Ob eure Liebe das Chaos ertragen wird,
Ohne zu brechen in Stürmen der Zwietracht.
Und ich habe mir meine eigene Beziehung gelobt,
In der wir nach Jahren noch liebevoll umgingen,
Miteinander sprachen, sanft und verständnisvoll,
Uns nicht böse angeschwiegen, in kalter Distanz,
Sondern Händchen haltend, wie Frischverliebte.
Doch ich hatte mich geirrt, bitter und blind,
Das ist der Fehler, den Männer so oft machen,
Sie halten die eigene Beziehung für perfekt,
Für unzerbrechlich, ein Bollwerk aus Glück.
Dabei zerbröselt sie Stück für Stück in Harmonie,
Leise und unsichtbar, wie Sand durch die Finger,
In scheinbarer Ruhe, die täuscht und verbirgt,
Bis irgendwann die eigene Frau präsentiert,
Den Nachfolger, der einen ersetzen wird kalt,
Mit einem Lächeln, das fremd und endgültig wirkt.
Dann ist der Schock groß, ein Erdbeben im Innern,
Und tausend Fragen tun sich auf, wild und quälend,
Wie konnte das geschehen, wo war der Riss?
Und so ging es mir auch, in meiner eigenen Welt,
Schon während ich euch mitleidig ansah,
Mit Augen voller Bedauern und Überlegenheit,
Rostete mein eigener Thron bereits still,
Verfiel in der Zeit, die gnadenlos nagt.
Aber so ist es immer, in des Lebens Spiel,
Man sieht den Splitter im Auge des Bruders klar,
Doch der eigene Balken bleibt einem verborgen,
Tief in der Seele, wo Blindheit regiert.
Die Illusion der Stärke, sie täuscht uns so leicht,
Bis alles zerfällt in Scherben der Wahrheit.
Ihr wart ein Spiegel, den ich nicht erkannte,
Euer Streit ein Vorzeichen für mein eigenes Ende.
Nun stehe ich da, mit Fragen im Wind,
Und suche den Sinn in der Stille der Nacht.
Die Freunde tanzen weiter, doch ich bin allein,
Mit dem Rost in der Seele, der nie vergeht.
So lernt man zu spät, was das Herz schon wusste,
Dass Harmonie trügt, und der Streit vielleicht heilt.
Doch nun ist es aus, der Thron ist zerbrochen,
Und ich baue neu, aus Splittern und Staub.

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