Sehen
Traum von einem pinken Affen
Träumer:
In der Nacht, ein Affe, pinkfarben wie ein Fiebertraum,
erschien mir, ein Rasierer in der Hand, tanzend im Schatten.
Er schabte mir die Sackhaare, sang die Internationale,
ein Lied, das brannte wie Feuer in der Dunkelheit.
Über-ich
Ein Affe in Rosa? Warum pink, warum diese Farbe?
Was bedeutete sein Gesang, dieser Ruf der Revolution?
War es Spott oder Wahrheit, die er dir brachte?
Träumer:
Die Farbe, ein Hohn, ein Leuchten aus Kinderfantasien,
doch scharf wie die Klinge, die meine Haut entblößte.
Die Internationale – ein Echo von Kämpfen, verloren im Wind,
er sang, als wollte er meine Seele aus dem Schlaf reißen.
Über-ich:
Und als du erwachtest? Was geschah mit deinem Geist?
Sprich, wie wog die Sorge, die sich in dir festsetzte?
War es Angst vor Wahnsinn oder etwas Tieferes?
Träumer:
Das Erwachen war kalt, ein Nebel aus Zweifeln umhüllte mich.
Meine Seele, ein Labyrinth, in dem Fragen hallten wie Glocken.
Ich sorgte mich, ob ich zerbreche, ob der Affe mein Spiegel war.
Über-ich:
Und die Nacht danach? Was tatest du, um dich zu finden?
Sprachst du von Doping, von Pillen, die Härte versprechen?
Was war es, das du suchtest in der Stille des Betts?
Träumer:
Ich schluckte Viagra, ein Gift, das Wunder versprach.
Doch mein Körper blieb weich, wie Wurst in der Kälte der Nacht.
Die Härte entfloh, ein Traum, der im Dunkel zerrann.
Über-ich:
Weich trotz Doping? Wie trägt ein Mann solches Scheitern?
Dachtest du, vielleicht liege deine Wahrheit anderswo?
Sag, kam der Gedanke an Männer, an andere Pfade?
Träumer:
Ja, ich dachte: Vielleicht bin ich schwul, vielleicht ruft ein neues Verlangen.
Doch selbst dieser Gedanke, so kühn, so fremd,
ließ meinen Schwanz schlaff, ein Banner ohne Wind.
Über-ich:
Kein Feuer, kein Funke? Was sagt das über deine Seele?
Ist es die Leere, die spricht, oder ein tieferer Ruf?
Was bleibt, wenn der Körper die Sprache des Herzens verweigert?
Träumer:
Die Seele zittert, ein Vogel im Käfig aus Fleisch.
Die Leere ist laut, ein Chor aus versagenden Nächten.
Der Affe kehrt zurück, pinkfarben, singend, rasierend.
Über-ich:
Warum der Affe, warum immer er? Was will er dir sagen?
Ist er dein Dämon, dein Narr, dein Richter im Traum?
Und die Internationale – warum hallt sie in deinem Kopf?
Träumer:
Er ist alles – Narr, Dämon, ein Spiegel meiner Scham.
Die Internationale, ein Lied, das bricht wie Glas in der Hand.
Er rasiert, er singt, er spottet, während ich suche nach Sinn.
Über-ich:
Und die Sorge, die bleibt? Wie wächst sie in deinem Kern?
Ist es die Angst vor dem Selbst, das sich nicht erhebt?
Was wirst du tun, wenn die Nacht erneut den Affen bringt?
Träumer:
Die Sorge wächst wie Unkraut, wild und unbezwingbar.
Ich fürchte, mein Selbst ist ein Schatten, der sich nicht regt.
Doch die Nacht kommt, der Affe singt, und ich höre zu, gefangen.
Über-ich:
Gefangen im Rosa, im Gesang, in der Weichheit des Seins?
Gibt es Rettung, ein Licht, das die Sorge vertreibt?
Oder ist der Affe dein Führer durch das Labyrinth der Nacht?
Träumer:
Kein Licht, nur der Affe, der tanzt in der Farbe der Lüge.
Die Weichheit ist König, die Sorge mein Thron.
Ich folge ihm, blind, durch die Nächte, die nie enden.
Über-ich:
Dann singe mit ihm, wenn du musst – was bleibt dir sonst?
Ist die Internationale dein Psalm, dein letzter Halt?
Wird die Seele je frei sein vom Pink des Affen?
Träumer:
Ich singe, ich stolpere, die Worte bitter im Mund.
Die Internationale, ein Requiem für verlorene Härte.
Die Seele? Sie tanzt, gefangen im Rosa, für immer.