Sehen
Über die Jahre
Über die Jahre
hat sich unsere Liebe
dem absoluten Nullpunkt angenähert,
ein langsamer,
schleichender Prozess,
den keiner von uns bemerkt hat,
bis es zu spät war.
Anfangs brannte sie noch,
heiß und ungestüm,
wie ein Feuer,
das alles verschlingt –
Küsse,
die nach Verlangen schmeckten,
Nächte,
in denen Körper sich verschmolzen,
als gäbe es kein Morgen.
Wir fickten wie die Tiere,
wild,
hemmungslos,
mit diesem animalischen Hunger,
der die Welt vergessen ließ.
Deine Hände auf meiner Haut,
meine Zunge in dir,
das Stöhnen,
das durch die Wände hallte,
als wollten wir die Nachbarn wecken.
Es war roh,
echt,
lebendig.
Doch dann kam der Alltag,
diese schleichende Kälte,
die sich einschlich
wie Nebel in einer Herbstnacht.
Die Berührungen wurden seltener,
mechanischer.
Ein Kuss am Morgen,
pflichtbewusst,
ohne Zungenspiel.
Im Bett lagen wir nebeneinander,
getrennte Inseln
unter einer Decke,
die einst unsere Leidenschaft eingehüllt hatte.
Unsere Gefühle schockgefrostet,
eingefroren
in einem Moment der Gleichgültigkeit,
wo früher Glut war.
Wir versuchten,
sie aufzutauen,
mit verzweifelten Versuchen –
ein romantisches Wochenende,
Kerzenlicht,
Wein.
Aber es half nichts.
Die Umarmungen fühlten sich an
wie Fremdkörper,
der Sex,
wenn er denn stattfand,
war ein trauriges Ritual:
rein,
raus,
fertig,
ohne das alte Feuer,
ohne das Keuchen,
das uns einst verband.
Wenn wir jetzt versuchen,
die alte Wärme zu wecken,
zerfließen die Gefühle
wie Wasser aus einem zerbrechenden Eisblock.
Sie sickern davon,
in den Erdboden
unserer gemeinsamen Geschichte,
versinken spurlos.
Deine Augen,
einst voller Lust,
schauen nun leer,
mein Schwanz regt sich kaum noch
bei deinem Anblick.
Wir sind Gefangene dieser Kälte,
zwei Menschen,
die einst brannten
und nun erloschen sind.
Die Liebe ist tot,
erstarrt in einem Nullpunkt,
aus dem es kein Entkommen gibt.
Wir berühren uns noch,
aus Gewohnheit,
aber es ist kalt,
so verdammt kalt.
Wie Schnee auf nackter Haut,
der brennt,
ohne zu wärmen.
Manchmal frage ich mich,
ob wir je wieder auftauen können,
oder ob diese Frostbeule
für immer bleibt.
Die Nächte sind lang,
die Betten leer,
auch wenn wir drin liegen.
Unsere Körper sprechen nicht mehr
dieselbe Sprache –
deine Möse trocken wie Wüste,
mein Glied schlaff
wie ein alter Lappen.
Wir haben uns verloren
in dieser eisigen Stille,
und das Schlimmste:
Es tut nicht mal mehr weh.
Nur diese endlose Kälte,
die alles verschlingt.