Sehen

Unhörbare Stimmen

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Die unhörbaren Stimmen hallen von den Gewölben herab
zu mir herunter – zu dem der hier sitzt, in der ersten Reihe
der eichenen Sitzbänke meiner gesuchten Kathedrale
Keine Gegenwart spürend, keine Zukunft sehend –
Nur das wispernde Flüstergekrächz der Toten
aus längst vergangener Zeit, die sich mir zuwenden

Ich bin gespannt!

Was habt ihr zu sagen, einem Menschen dem es schwerfällt
einfach nur zuzuhören – und gesagtes aufzunehmen?
Die Stille wahrnehmen? Die Stille aufnehmen? Sie hören?
Auf dem Ohr der Demut bin ich fast taub. Zu weit weg?
Und meine schnellen Ehrfurchtsbezeigungen – ganz ehrlich –
sind oberflächlich – nicht tief gemeint

Mea culpa!

Hör gut hin, sei achtsam auf das Wort der Alten –, und still!
Es sind weder Zauberformeln, noch Allerweltsweisheiten –
keine Kirchenklischees für romantische Herzen
und auch keine Dogmen aus Inquisitionstagen
Das Gestern & Vorgestern ist hörbar – horche genau auf:
Die Sehnsucht nach geheiligter Zeremonie – jetzt wieder!
Der Spirit der Neuzeit speist sich nicht aus dem Jetzt
Weihrauch, Gold & Myrrhe sind keine Metaphern

Trage Dein Kreuz selbst!

Oh ja! Jetzt weiß ich´s wieder: „Gegrüßet seist Du – GOTT!“
Schau dich um, das Gotteshaus ist leer – du bist nur mit dir –
und mit Ihnen – und mit IHM –, nicht sichtbar, jedoch glaubbar
Ich nicht, nein –, mein Zweifeln bewegt nichts
Was will ich wollen? Was ist mir aufgetragen? – Zu viel?
Aus den unhörbaren Stimmen vernehme ich – Zuversicht, Zuversicht!

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