Sehen
Unter dem Totenmond
Die weisen Frauen tanzen wieder
Wehende Kleider zart und fein
Befreiten sich vom engen Mieder
Der schweren Bürde harter Stein
Erfreuen sich nun an süßen Tönen
Begleiten zart ihr Liebesspiel
Die tiefe Sehnsucht, der sie frönen
Sie führt sie sicher hin zum Ziel
Unter dem Totenmond, dem Blassen
Verlieren Ängste ihre Macht
Denn niemand kann sie jemals fassen
Die scheuen Kinder jener Nacht
Walpurgis Töchter mischen Tränke
Ein schwerer Wein so rot wie Blut
Er meidet stets ein Herz voll Ränke
Das sich ernährt von Zorn und Wut
Das Sternenlicht kost nackte Leiber
Umarmen sich im Rausch der Nacht
Im Hintergrund ein stiller Schreiber
Der sich das Schauspiel ausgedacht
Unter dem Totenmond, dem Blassen
Verlieren Ängste ihre Macht
Denn niemand kann sie jemals fassen
Die scheuen Kinder jener Nacht
Ekstase, Taumel, Gier, Verlangen
Vereinen sich zur stummen Macht
Im goldenen Feenreich gefangen
Seht den Chronist, der heimlich wacht
Genießt ihr Spiel mit allen Sinnen
Nimmt stumm das Treiben in sich auf
Er ruht auf feinen, weichen Linnen
Und lässt den Dingen ihren Lauf
Unter dem Totenmond, dem Blassen
Verlieren Ängste ihre Macht
Denn niemand kann sie jemals fassen
Die scheuen Kinder jener Nacht
Sie bilden einen wüsten Reigen
Um den Altar aus nacktem Stein
Der Duft von reifen, prallen Feigen
Er steigt empor aus jenem Schrein
Sie suchen an geheimen Orten
Entdecken das verborgene Tor
Klopfen an unbekannte Pforten
Und dringen immer weiter vor
Unter dem Totenmond, dem Blassen
Verlieren Ängste ihre Macht
Denn niemand kann sie jemals fassen
Die scheuen Kinder jener Nacht
Sieh wie sie tanzen, spür das Feuer
Die Hitze greift nun auch nach dir
Du suchst wie sie das Abenteuer
Wird dir zum Lebenselixier
Spar jedes Wort, schließ deine Augen
Gib dich dem Liebeszauber hin
Lass sie an deinen Wunden saugen
Und frage niemals nach dem Sinn
Unter dem Totenmond dem Blassen
Verlieren Ängste ihre Macht
Denn niemand kann sie jemals fassen
Die scheuen Kinder jener Nacht