Sehen
verfluchen & sehnen
Er sitzt vor dem leeren Bildschirm,
Finger über Tasten,
die wie Zähne knirschen.
Die Zerrissenheit frisst sich in seine Eingeweide,
ein Wurm, der sich windet.
Hin und her, auf und ab,
peitscht es ihn durch die Nacht.
Er sucht vergebens nach Worten,
die sie festhalten,
die Spalte, die er liebt und hasst.
Glaube zu finden in ihrem Schoß,
doch nur Leere starrt zurück.
Er schreibt auf:
„Deine Haut, weich wie Seide, umfängt mich.“
Streicht wieder,
weil es Lüge ist.
Die Erinnerung an ihren Duft,
moschusartig, feucht,
treibt ihn in den Wahnsinn.
Liebe dich, flüstert er,
hasst dich im nächsten Atemzug.
Sehnsucht nach ihrer Spalte,
eng, pulsierend,
die ihn verschlingt.
Verflucht den Schoß,
der ihn gebar und zerstört.
Sein Gehirn spaltet sich im Sekundentakt,
links die Ekstase,
rechts der Ekel.
Sie war einmal alles.
In jener Nacht,
als der Regen gegen die Scheiben prasselte,
hatte sie ihn in ihr Bett gezogen.
Ihre Brüste, schwer und einladend,
pressten sich an seine Brust.
Er tauchte ein in sie,
stoßweise, wild,
als könnte er sie besiegen.
Sie stöhnte,
krallte Nägel in seinen Rücken,
flüsterte: „Härter, tiefer.“
Er gab alles,
pumpte in ihren feuchten Kern,
spürte, wie sie sich um ihn schloss,
melkend, fordernd.
Der Höhepunkt kam wie ein Blitz,
er ergoss sich in sie, heiß, ungezügelt.
Danach lag sie da, lächelte,
und er fühlte sich ganz.
Doch am Morgen der Bruch.
Sie lachte über seine Gedichte,
nannte sie kindisch.
„Du bist zu weich“, sagte sie,
zog sich an,
ließ ihn allein mit dem Chaos in seinem Kopf.
Nun peitscht die Zerrissenheit ihn weiter.
Hin und her:
Will er sie zurück?
Auf und ab:
Soll er sie vergessen?
Er schreibt:
„Dein Körper, ein Tempel der Lust.“
Streicht: Zu pathetisch.
Die Spalte, die er sehnt,
war sein Paradies und Hölle.
Er hasst, wie sie ihn manipulierte,
mit Blicken, Berührungen,
die ihn schwach machten.
Liebe dich –
für die Nächte, in denen sie ihn ritt,
Beine um seine Hüften,
Becken kreisend,
bis er explodierte.
Hasse dich –
für die Tage, in denen sie kalt war,
distanziert,
als wäre er Luft.
Sein Gehirn teilt sich:
Eine Hälfte malt Szenen von Versöhnung,
wo er sie wieder nimmt,
von hinten, hart, dominant,
ihre Schreie als Buße.
Die andere verflucht den Schoß,
der ihn band, ihn zerriß.
Er steht auf, pacing durchs Zimmer.
Die Uhr tickt, Sekundentakt.
Suche vergebens nach Frieden.
Glaube zu finden in der Erinnerung
an ihren Geschmack,
salzig, süß auf seiner Zunge,
als er sie leckte, sie bebte.
Schreibe auf:
„Komm zurück, lass uns ficken bis zur Erschöpfung.“
Streiche wieder: Zu verzweifelt.
Die Zerrissenheit peitscht stärker.
Er masturbiert,
Hand um den Schaft,
denkt an sie,
hasst sich dafür.
Kommt schnell, leer, ohne Erlösung.
Liebe dich, hasse dich – ein Mantra.
Sehnsucht nach der Spalte,
die ihn ausfüllte,
verflucht den Schoß,
der ihn entleerte.
Am Ende löscht er den Text.
Bleibt die Leere.
Hin und her, auf und ab.
Die Nacht endet,
der Morgen bringt neue Peitschenhiebe.
Sein Gehirn spaltet sich weiter, unheilbar.
Er weiß:
Sie ist fort,
doch die Zerrissenheit bleibt,
ewig pulsierend.