Sehen
versickernde Tage
Lustlosigkeit ist ein langsamer Tod auf Raten.
Die Tage tropfen dahin
wie Pisse in eine verstopfte Kloschüssel –
träge, gelblich, ohne Druck.
Nichts passiert, gar nichts.
Der Kalender könnte ebenso gut ein Stück Pappe sein,
die Uhr ein defekter Vibrator,
der nur noch rattert,
aber keinen mehr hochbringt.
Ich sitze da,
die Hose auf Kniehöhe,
und starre auf den Fernseher,
wo irgendeine abgehalfterte D-Promi mit Silikontitten
erklärt, warum ihr Leben scheiße ist.
Ihre Stimme klingt wie ein Reifen, der Luft verliert.
Ich nicke verständnisvoll,
obwohl ich keinen Ton verstehe.
Neben mir die halbvolle Cola-Flasche,
lauwarm und süß wie abgestandener Sperma.
Ich trinke einen Schluck, rülpse leise,
und schon meldet sich wieder der alte Bekannte zwischen den Beinen.
Kein Vorspiel, kein Gefummel,
kein „Ach, Schatz, heute nicht, ich hab Kopfschmerzen“.
Nur ich, meine rechte Hand
und die nackte Wahrheit,
dass ich es mir selbst besorgen muss,
weil sonst niemand mehr Bock hat –
nicht mal ich.
Also aufstehen,
schwerfällig wie ein altersschwacher Elefantenbulle,
Richtung Klo schlurfen.
Tür offen, Licht aus, Hose runter.
Da stehe ich dann, im Halbdunkel,
den Schwanz in der Faust,
und starre auf die Fliesen,
die schon bessere Zeiten gesehen haben.
Es dauert.
Natürlich dauert es.
Der Kleine ist genauso lustlos wie der Rest von mir.
Ich pumpe mechanisch,
wie ein Arbeiter am Fließband,
der seit zwanzig Jahren dieselbe Schraube anzieht.
Kein Stöhnen, kein Höhepunkt-Feuerwerk,
nur ein müdes, schleimiges Rinnsal,
das in die Schüssel klatscht
wie ein letzter, verzweifelter Gruß aus besseren Tagen.
Danach spüle ich nicht mal.
Wozu auch?
Die Kacke von gestern ist noch da,
jetzt gesellt sich das Sperma von heute dazu.
Eine kleine, traurige Familie
aus Scheiße und Samen.
Ich ziehe die Hose hoch,
schlurfe zurück zum Sofa,
lasse mich fallen.
Die Promi-Tussi heult jetzt,
weil ihr neuer Lover sie betrogen hat.
Ich grinse matt.
Willkommen im Club, Schlampe.
Morgen wird alles genauso sein.
Vielleicht wechsle ich die Cola gegen Bier.
Vielleicht onaniere ich sitzend.
Vielleicht lasse ich es ganz.
Egal.
Die Lustlosigkeit hat längst gewonnen.
Sie sitzt auf meiner Brust
wie eine fette, alte Katze
und schnurrt zufrieden,
während sie mir die Luft abschnürt.
Und irgendwo tief drinnen weiß ich:
Selbst wenn morgen die geilste Frau der Welt
nackt vor mir knien und „Fick mich!“ brüllen würde –
ich würde wahrscheinlich nur müde abwinken
und fragen,
ob sie mir vielleicht ’ne neue Cola mitbringen kann.