Sehen
was mache ich auf dieser Party
Auf irgendeiner dieser beschissenen Partys,
wo die Luft nach billigem Parfüm,
Schweiß
und verzweifelten Hoffnungen stinkt,
stehe ich wieder mal
mit einem lauwarmen Drink in der Hand rum
und rühre mit dem Strohhalm in dem Gesöff,
als könnte ich dadurch irgendwas retten.
Die Musik hämmert wie ein Vorschlaghammer gegen die Schläfen,
die Basslinie vibriert bis in den Schwanz runter,
aber geil macht mich das schon lange nicht mehr.
Vom Klo zieht ein Gestank rüber,
als hätte jemand dort drin eine Leiche entsorgt
oder wenigstens seinen Darm entleert,
ohne einmal durchzuziehen.
Herrlich.
Willkommen im echten Leben.
Ich lasse den Blick schweifen.
Die Weiber hier sind ein einziges Desaster.
Die Jungen,
kaum achtzehn,
mit Gesichtern wie frisch gebügelte Puppen
und Körpern, die noch nie richtig durchgefickt wurden,
kichern in ihren viel zu kurzen Röcken
und werfen einem Blicke zu,
als wäre man ihr verdammter Prinz auf dem weißen Pferd.
Die würde ich nehmen, klar,
aber die haben alle schon einen Typen am Hals kleben,
der aussieht, als hätte er gerade seinen ersten Bartwuchs entdeckt
und glaubt, damit wäre er ein Mann.
Die Alten,
Ende dreißig, Anfang vierzig,
tragen noch immer die gleichen Klamotten wie vor zehn Jahren,
nur dass jetzt alles hängt, was früher straff war.
Die Titten schlackern wie zwei alte Sandsäcke,
die Augen sind glasig vom Prosecco,
und sie lachen zu laut,
weil sie wissen, dass sie bald unsichtbar werden.
Und die paar, die allein dastehen,
sehen aus, als hätten sie seit Jahren
nur noch mit der Fernbedienung gevögelt.
Was zur Hölle mache ich hier eigentlich?
Ich zerstöre mir das letzte bisschen Hirn,
das mir noch geblieben ist,
mit diesem Gesöff, das nach Putzmittel schmeckt,
und starre auf Handys,
die heller leuchten als die beschissene Discokugel.
Irgendwo in mir schreit eine Stimme:
Geh nach Hause,
leg dich ins Bett,
hol dir einen runter auf irgendeine alte Erinnerung,
wo die Weiber noch wussten, wie man bläst,
ohne erst einen Vertrag aufzusetzen.
Aber nein.
Stattdessen stehe ich hier,
betrunken genug, um dumm zu werden,
und nicht betrunken genug, um ehrlich zu sein.
Und dann sehe ich sie.
Eine Schlampe, die mal besser aussah.
Vielleicht vor zwanzig Jahren.
Jetzt hängen die Titten wie zwei leere Luftballons
aus dem viel zu engen Top,
das sie wahrscheinlich noch aus ihrer „heißen Phase“ trägt.
Die Haut am Dekolleté sieht aus wie zerknittertes Seidenpapier,
und sie lacht sich halb tot
über einen Witz, den irgendein Idiot mit Gel in den Haaren gerissen hat.
Ich weiß genau, wie das läuft.
Ich gehe rüber,
sage irgendwas Belcheides,
sie lacht, weil sie Aufmerksamkeit braucht
wie die Luft zum Atmen,
und zwei Stunden später liege ich auf ihr drauf,
stoße in ein Loch, das schon von halb Köln durchgefickt wurde,
und frage mich,
warum ich nicht einfach die Flasche genommen
und mich zu Hause besoffen habe.
Aber genau das ist der Witz.
Genau das ist das Leben.
Man steht auf solchen Partys,
stinkt nach Klo und Verzweiflung,
und baggert die letzte Schlampe mit Hängetitten an,
weil alles andere schon vergeben,
zu jung,
zu alt
oder einfach nur scheiße aussieht.
Und morgen wachst du auf,
kotzt ins Waschbecken
und schwörst dir:
Nie wieder.
Bis zur nächsten Party.