Sehen
Was sagt ihr dazu
Hey ihr Feministinnen,
liebe Sprachhüterinnen der Gerechtigkeit und Gleichberechtigung!
Ich hab mal eine Frage,
die mich nachts wach hält,
während ich über die Ungerechtigkeiten dieser Welt nachdenke,
oder zumindest über die Ungerechtigkeiten im Schlafzimmer und auf der Straße.
Warum zur Hölle haben wir für Frauen
ein ganzes Arsenal an wunderschönen, präzisen, saftigen Schimpfwörtern,
aber für Männer nur diesen traurigen Haufen
aus Recycling-Beleidigungen,
die irgendwie immer danebengehen?
„Schlampe“,
das ist doch ein Meisterwerk!
Es klingt böse,
es trifft,
es hat diesen dreckigen, klebrigen Nachgeschmack.
Es sagt:
Du bist nicht nur promisk,
du bist schlampig dabei,
du lässt alles liegen,
du bist ein wandelndes Chaos mit offenen Beinen.
Perfekt.
Gnadenlos.
Kunst.
Und was haben wir für den Mann,
der genauso rumhurt, lügt, betrügt, benutzt und wegwirft?
„Schlamper“?
Klingt wie ein niedlicher Chaot,
der seine Socken nicht findet.
„Oh, der liebe Schlamper hat wieder die Milch offen stehen lassen
und drei Frauen gleichzeitig verarscht, wie süß!“
„Scheißkerl“,
fast schon ein Kompliment.
Klingt nach einem, der wenigstens Charakter hat.
Ein Scheißkerl hat wenigstens Eier, auch wenn sie dreckig sind.
„Arschloch“,
universell, ja,
aber irgendwie geschlechtsneutral geworden.
Jeder kann ein Arschloch sein.
Selbst die Katze.
„Schwein“,
zoologisch, aber irgendwie harmlos.
Schweine sind intelligent, sauber und haben guten Sex.
Eher ein Kompliment.
„Bastard“,
hat Wucht, hat Klasse,
klingt nach Mittelalter, nach Duell,
nach „du elender Hurensohn“.
Aber genau da liegt das Problem:
Es trifft nur die Mutter.
Der Bastard selbst ist ja Opfer.
Der eigentliche Täter,
der Vater,
der die Frau gefickt und sitzen gelassen hat,
der kommt ungeschoren davon.
Wir haben kein Wort,
das den männlichen Gegenpart zur Schlampe wirklich erwischt.
Kein Wort, das sagt:
Du bist nicht nur ein Arschloch,
du bist ein Arschloch mit System.
Du vögelst durch die Gegend,
lässt Herzen und Kondome liegen,
prahlst danach im Freundeskreis
und wunderst dich, warum dich niemand mehr ernst nimmt.
Wir bräuchten was Kurzes, Hässliches, Treffsicheres.
Etwas, das sich genauso gut anfühlt,
wenn man es einer Ex ins Gesicht spuckt
wie „Schlampe“ in die andere Richtung.
„Fickschmarotzer“?
Zu lang.
„Samenspender“?
Zu bürokratisch.
„Schwanzchaot“?
Zu niedlich.
„Betthengst“?
Klingt nach Kompliment.
„Lügenpimmel“?
Fast, aber noch nicht ganz.
Vielleicht müssen wir eins erfinden.
Ein neues Wort.
Eins, das richtig wehtut.
Eins, das Männer dazu bringt, kurz innezuhalten,
bevor sie die nächste Nummer ziehen
und denken:
„Scheiße, will ich wirklich als DAS gelten?“
Bis dahin bleibt uns nur die traurige Wahrheit:
Die Sprache selbst ist schon sexistisch,
aber diesmal gegen uns Kerle.
Und während ihr Feministinnen jetzt triumphierend lacht,
weil ihr wieder mal die besseren Waffen habt,
bleibe ich hier sitzen
und suche verzweifelt nach dem einen Wort,
das endlich mal richtig reinbohrt.