Sehen
zur Tür hinaus
Es war ein Mittwochabend,
ganz normal, wie immer.
Die Zuneigung verschwand einfach so,
kein Geschrei, kein Drama,
nur ein leises Klicken der Tür.
Sie hatte ihre Tasche gepackt,
ohne ein Wort, und war weg.
Ich saß da, starrte auf den leeren Platz,
fragte mich, ob ich etwas verpasst hatte.
Vielleicht die Routine, die uns erdrückte,
oder die kleinen Streitereien um nichts.
Es fühlte sich an wie ein Loch in der Brust,
das sich nicht schließen wollte.
Am nächsten Tag lenkte ich mich ab,
ging in die Stadt, kaufte Kaffee,
setzte mich ins Café.
Da sah ich sie: Paare, Händchen haltend,
lachend, als gäbe es keine Probleme.
Neid stieg auf. Warum klappte das bei anderen?
Bei uns hatte es angefangen wie in einem Film –
leidenschaftlich, abenteuerlich.
Die ersten Nächte explosiv, voller Entdeckungen.
Sie liebte Überraschungen, ich ihre Direktheit.
Aber irgendwann wurde alles alltäglich.
Der Sex, früher wild, reduzierte sich aufs Übliche.
Kein Experimentieren, keine spontanen Momente.
Ich erinnerte mich an eine Diskussion.
Über Grenzen in der Beziehung.
Sie wollte mehr ausprobieren, etwas Neues,
das die Routine durchbrach.
Ich zögerte, aus Angst vor dem Unbekannten.
"Bist du sicher?", fragte ich immer wieder.
Sie lachte nur: Es sei normal, solange es beiden guttue.
Aber ich blockte ab, dachte an Klischees, Vorurteile.
Was würden Freunde sagen? Die Familie?
Dabei wusste ich tief drin, es ging um Vertrauen.
Viele Paare tun es, ohne dass es sie verändert.
Nur eine Art, näherzukommen, intensiver zu fühlen.
Nach ihrem Weggang las ich Bücher über Beziehungen.
Da stand drin, Männer haben oft Ängste,
die sie nicht zugeben. Vor Intimität, die übers Normale geht.
Vor dem Verlust der Kontrolle.
Ich lachte bitter – traf das auf mich zu?
Vielleicht. Hätte ich offener sein sollen,
hätte das die Liebe gerettet?
Stattdessen ließ ich Distanz wachsen.
Sie fühlte sich nicht mehr begehrt,
nicht gewollt in allen Facetten.
Ein Freund riet: Neu anfangen.
"Such dir jemanden, der zu dir passt."
Aber ich wollte sie zurück.
Stellte mir vor, sie käme mit einem Lächeln,
und wir starteten neu. Ohne Hemmungen, mit Mut.
Sogar mit kleinen Hilfsmitteln aus dem Alltag,
um die Stimmung aufzuheizen. Nichts Extremes,
nur etwas Harmloses aus der Küche,
um spontan zu sein.
Die Wochen vergingen, ich lernte allein sein.
Kochte für mich, ging joggen, traf Leute.
Langsam heilte die Wunde.
Doch in stillen Momenten vermisste ich sie.
Die Art, wie sie mich ansah, als wäre ich der Einzige.
Wenn sie zurückkäme, würde ich es anders machen.
Mehr reden, mehr ausprobieren.
Denn Liebe ist nicht statisch;
sie braucht Pflege, Abwechslung.
Sonst geht sie einfach zur Tür hinaus,
ohne Abschied.
Heute sitze ich hier und schreibe das auf.
Als Mahnung für mich. Und vielleicht für andere.
Lasst nicht zu, dass Angst oder Gewohnheit alles kaputtmacht.
Greift zu, wenn es passt. Probiert aus, was verbindet.
Am Ende zählt nur, ob es glücklich macht.
Und wenn nicht, war's vielleicht nicht die Richtige.
Aber ich hoffe, sie kommt zurück.
Mit neuen Ideen, frischem Wind.
Bis dahin warte ich, baue an mir.
Allein ist okay, aber zusammen ist besser.